Moltebeeren, Rentiere und Saunen – auf unserer Reise an den nördlichen Polarkreis haben wir gelernt, was für eine wichtige Bedeutung sie für die Einheimischen darstellen.

Nach einem Zwischenstopp in Helsinki geht es mit einer kleinen ATR 72-500 Propellermaschine weiter Richtung Norden, einen Ort an dem die Sonne im Sommer nie unterzugehen scheint, eine Stadt, die offiziell Stadt des Weihnachtsmannes genannt wird – Rovaniemi. Wir befinden uns kurz über dem nördlichen Polarkreis.

Nachdem wir am Flughafen abgeholt wurden, geht es weiter in die endlose Wildnis der Taiga zur Octola Lodge. Die Lodge ist in 2 Bereiche aufgeteilt, einmal mit 4 Schlafzimmern und einmal mit 6 Schlafzimmer. Sie kann entweder komplett gemietet werden oder auch von 2 unterschiedlichen Parteien. Wir erleben den Luxus, die komplette Lodge für uns zu haben und erkunden erstmal jeden Winkel der traumhaften Anlage mitten im Nirgendwo. 

Die nächsten Tage verwöhnt uns der hauseigene Koch Hannu mit seinen Köstlichkeiten. Zum Beginn gibt es eine Fischsuppe, wie wir sie noch nie gegessen haben. Selbstverständlich wurde der Fisch von den Bewohnern der Region selbst gefangen.

Janne Honkanen, der Gründer von Luxury Action und Besitzer der Lodge gibt uns an diesem Tag Einblicke in die beeindruckende Geschichte von Octola, wobei Octo für die sogenannten acht Jahreszeiten der Arktis und -la für Luxury Action steht. Janne konnte hier bereits die ein oder andere Royal Family beherbergen.

Es dauerte auch nicht lange, bis wir bei einer Erkundungstour mit den Bikes auf eine Rentiermutter und ihr Kalb stoßen. Neugierig strecken sie uns ihre Ohren entgegen und verschwinden anschließend wieder in der Taiga.

Am nächsten Morgen besuchen wir Irene und ihren Mann Ari. Mit einem freundlichen „hei“ (=hallo) begüßen sie uns und führen uns in ihre Werkstatt. Dort erfahren wir viel über die Kultur der Lappländer. Wir stellen fest, dass Irene eine Art wandelndes Lexikon ist und uns wirklich alle Fragen beantworten kann. Wir arbeiten mit Rentiergeweihen und fertigen uns Armbänder mit unseren Initialen als Erinnerung an. Irene erklärt uns, dass die Geweihe nach einer bestimmten Zeit auf natürliche Weise von den Tieren fallen, um Platz für ein neues und größeres Geweih im neuen Jahr zu machen. Ihre Vorfahren lebten als Nomaden, die sogenannten Sami. Für sie stellten die Tiere eine wichtige Lebensgrundlage dar. Transport, Werkzeug, Bekleidung und Essen. Auch heute sind sie wichtiger Bestandteil der finnischen Kultur.

Anschließend laden uns Irene und Ari in ihr Haus ein, in dem es unfassbar leckeren Moltebeerkuchen und selbstgepressten Blaubeersaft gibt. Die Beeren werden an bestimmten Standorten, die jede Familie für sich behält, selbst gepflückt. Auch wir erfahren nicht genau, wo sie die Beeren pflücken und sind einfach nur beeindruckt von dem Geschmack des Kuchens.

Zurück auf der Lodge machen wir uns bereit für ein Abenteuer. Mit speziellen Geländewagen fahren wir durch Lapplands Wildnis. Vorbei an uralten Kiefern, die aufgrund der Temperatur nur sehr langsam, mit engen Ringen wachsen. Wir kommen an eine sehr schlammreiche Stelle. Unser Experience Manager erklärt uns, wie wir am besten durch die Schlammlöcher, die fast einen Meter Schlamm und Morast beinhalten, hindurchfahren. Schließlich geben wir Gas und schaffen es tatsächlich dank der leistungsstarken Maschinen auf die andere Seite, wobei diese und wir natürlich nicht ganz sauber bleiben. Die Fahrt war ein riesen Spaß und den Dreck im Gesicht auf jeden Fall wert.

Nach diesem ereignisreichen Tag lassen wir ihn mit einem Besuch in der harzig duftenden Sauna mit Blick in den Wald und einem köstlichen Abendessen auf der Lodge ausklingen. Später beschließen wir noch in den Whirlpool draußen zu gehen und die unendliche Ruhe der Lappländischen Landschaft auf uns wirken zu lassen. Die wunderschöne Terrasse lädt abends dazu ein, den herrlichen und unendlich langen Sonnenuntergang zu beobachten. Wenn man nicht aufpasst, ist die Nacht vorbei und die Sonne geht wieder auf, da es nie wirklich dunkel wird. Das Schauspiel am Himmel ist einfach einzigartig und war jeden Abend aufs Neue ein Naturschauspiel.

Am letzten Tag möchten wir zu 100 % die Annehmlichkeiten der Octola Lodge genießen. Auf dem 300 ha großen Waldstück (exklusiv für die Gäste der Lodge und den wilden Tieren) kann man wunderbar die Natur auf sich wirken lassen, spazieren oder mit den hauseigenen Fat Bikes biken gehen oder einfach nur schlemmen, saunieren und genießen.

Ein bisschen wehmütig verlassen wir unsere finnischen Freunde, sowohl Bäume, Tiere als auch Menschen.

Wir sind tief beeindruckt von den traditionsbewussten, offenen Lappländern, sowie von der dortigen Natur und freuen uns auf ein Wiederkommen… das nächste Mal im Winter.

Peter Huber, Juli 2020