Schon beim ersten Atemzug merkt man: Indien ist intensiv. Farben, Geräusche, Gerüche – alles wirkt hier ein bisschen stärker, echter, ursprünglicher. Genau das macht eine Reise durch den Süden des Landes so besonders: Es geht nicht darum, Sehenswürdigkeiten abzuhaken, sondern darum, einzutauchen. In das Leben, das Lächeln, das Chaos, die Stille – und all die Geschichten dazwischen.
Pondicherry – französisches Flair & quirliger Alltag
Unsere Reise begann in Pondicherry, einer kleinen Küstenstadt, in der tamilische Lebensfreude auf französischen Kolonialcharme trifft. Beim Schlendern durch das historische „White Town“ fühlte ich mich fast wie in Südfrankreich – pastellfarbene Fassaden, ruhige Alleen, gemütliche Cafés. Ein wunderbarer Kontrast dazu: Der Goubert Market. Bunt, lebendig, duftend – dort, wo sich das echte Leben abspielt. Zwischen frischem Koriander, duftenden Jasminblüten und laut rufenden Händlern habe ich mich mit Händen und Lächeln durch den Markt gewuselt – ein echtes Erlebnis für alle Sinne.Ein weiteres Highlight war der Besuch in Auroville, der Stadt, in der alle Menschen friedlich zusammenleben sollen – ganz gleich welcher Herkunft oder Religion. Ein visionärer Ort, der bewegt. Hier habe ich inspirierende Projekte besucht, z. B. eine kleine Manufaktur, die sich für die Aufklärung junger Frauen einsetzt und nachhaltige Hygieneprodukte herstellt.
Unterwegs nach Mantra Koodam – Tempel, Könige und Geschichten aus Stein

Weiter ging es Richtung Landesinnere – vorbei an kleinen Dörfern fuhren wir nach Chidambaram, wo wir einen der bedeutendsten Shiva-Tempel Südindiens besuchten – ein spiritueller Ort, voller Energie und Hingabe.
Mantra Koodam – Rückzugsort zwischen Ritual und Ruhe
In Mantra Koodam angekommen, erwartete uns eine Oase der Entspannung. Das Boutique-Resort liegt ruhig und eingebettet in Natur – perfekt zum Ankommen und Innehalten.
Kulturelle Schätze rund um Thanjavur
Auf dem Weg nach Chettinad machten wir Halt beim berühmten Brihadeshwara-Tempel in Thanjavur – ein UNESCO-Weltkulturerbe, das durch seine Größe und die handwerklichen Details einfach nur staunen lässt. Der nahegelegene Palast von Thanjavur hingegen wirkte etwas in die Jahre gekommen und hat mich nicht ganz so begeistert – aber so ist das manchmal: Die echten Highlights findet man oft unterwegs.
Chettinad – eine Reise in die Vergangenheit
Chettinad war für mich wie ein Fenster in eine fast vergessene Welt. Bei einer Fahrradtour durch das kleine Dorf radelten wir vorbei an prachtvollen, aber oft verlassenen Herrenhäusern. Diese ehemaligen Händlerpaläste erzählen von einer glanzvollen Vergangenheit – mit kunstvollen Holzdecken, Mosaiken und handgefertigten Fliesen.
Eben diese Fliesen werden hier noch immer hergestellt: In kleinen Werkstätten, mit viel Geduld und noch mehr Geschick. Wir durften dabei zusehen – ein faszinierender Einblick in echtes Handwerk. Und auch kulinarisch hatte Chettinad einiges zu bieten: In einer kleinen Snackfabrik erlebten wir, wie knusprige Linsencracker und würzige Reis-Snacks frisch hergestellt werden. Natürlich durften wir probieren – köstlich!
Madurai – Königspracht und Basarleben
Auf dem Weg in die Berge besuchten wir in Madurai den gut erhaltenen Thirumalai Nayakar Palace – eine echte Überraschung! Der Palast war wunderschön restauriert, mit hohen Säulen, lichtdurchfluteten Arkaden und beeindruckender Symmetrie.
Zwar konnten wir den berühmten Meenakshi-Tempel wegen Bauarbeiten nicht besuchen, doch allein der Blick auf seine bunten Gopurams (Tempeltürme) war beeindruckend.
Thekkady & Spice Village – wo die Natur duftet
Dann ging es bergauf auf über 1.000 Meter Höhe: Nach Thekkady, mitten ins grüne Herz von Kerala. Das Spice Village war für mich ein ganz besonderes Highlight. Hier wohnt man in charmanten Hütten, umgeben von Kräutern, Gewürzen und alten Bäumen – alles im Einklang mit der Natur.
Bei einem Nature Walk mit einem lokalen Guide entdeckte ich nicht nur wilde Pfefferpflanzen und Kardamom, sondern bekam auch faszinierende Infos über die Tierwelt in der Region.
Ganz besonders spannend war der Besuch einer Gewürzfarm: Dort sah ich zum ersten Mal, wie Nelken, Muskat, Vanille und Kurkuma wirklich wachsen – und wie aufwendig der Anbau dieser Aromen ist, die für uns oft selbstverständlich sind.
Mein Fazit: Südindien berührt – leise, tief und nachhaltig
Diese Reise war keine klassische Rundreise mit Highlights im Stundentakt – und genau das macht sie so besonders. Sie war eine Einladung, sich treiben zu lassen, offen zu sein und Dinge mit allen Sinnen zu erleben. Südindien ist warmherzig, spirituell, bunt – und ein perfektes Ziel für alle, die echten Kontakt suchen. Zu den Menschen. Zum Land. Und vielleicht auch ein bisschen zu sich selbst.